Wie Musik Menschen prägt – von der Geburt bis ins hohe Alter
Kinder (4–10 Jahre)
Musik stärkt das Denken, Fühlen und Erinnern
Im Alter zwischen vier und zehn Jahren wächst das kindliche Gehirn wie ein Baum in voller Blüte. Die Basis des Nervensystems ist nun gelegt, doch die Verbindungen zwischen den Nervenzellen, also die sogenannten Synapsen, vernetzen sich in beeindruckender Geschwindigkeit. In dieser sensiblen Phase beginnt das Kind, die Welt bewusst zu begreifen. Es fragt, entdeckt und hinterfragt. Musik wirkt in dieser Zeit wie ein idealer Nährstoff für das junge Gehirn. Sie regt zum Denken, Fühlen und Erinnern an.
Kinder, die regelmäßig Musik erleben oder selbst musizieren, entwickeln nicht nur ein gutes Gehör oder ein Gefühl für Rhythmus. Sie lernen auch, strukturierter zu denken, ihre Gefühle auszudrücken, auf andere zu hören und ihre Gedächtnisleistung zu verbessern. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Musik das Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis fördert, die Konzentration verbessert und die Entwicklung des Sprachzentrums unterstützt. Ein Lied funktioniert dabei wie ein kleines Gedächtnistraining, denn Rhythmus, Text und Melodie müssen gleichzeitig erinnert werden. Für das kindliche Gehirn ist das eine echte Meisterleistung.
Darüber hinaus ist das aktive Musizieren eine wertvolle Erfahrung für die Körperkoordination. Beim Spielen eines Instruments werden Bewegungen gezielt und kontrolliert ausgeführt. Gleichzeitig wird das Kleinhirn, das für die motorische Koordination zuständig ist, intensiv gefordert und gestärkt.
Kinder, die in dieser Lebensphase kein Instrument lernen oder keine musikalischen Angebote erhalten, verpassen nicht nur eine wichtige Möglichkeit zur ganzheitlichen Förderung. Sie entgehen auch der Chance, einen inneren Reichtum in sich zu entdecken. Musik stärkt das Selbstbewusstsein, fördert soziale Kompetenzen und weckt kreative Potenziale, die weit über den Musikraum hinaus wirken. Es ist nie zu früh, mit Musik zu beginnen – aber manchmal zu spät.